Integral-Umfrage: Acht von zehn ÖsterreicherInnen wollen Verbot der Ferkelkastration ohne Betäubung

Bündnis „Fair Ferkel“ fordert Politik zum Handeln auf

82 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind laut einer jüngsten Integral-Umfrage für ein Verbot der Ferkelkastration ohne Betäubung, wie sie hierzulande gängige Praxis ist. Auftraggeber der Umfrage ist das Bündnis „Fair Ferkel“, zu dem sich UNITED CREATURES, VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN (VGT), VIER PFOTEN, WIENER TIERSCHUTZOMBUDSSTELLE und der Verband „pro tier“ zusammengeschlossen haben. Integral hatte für die Studie im September 500 Telefoninterviews mit ÖsterreicherInnen ab 14 Jahren durchgeführt.

„Dieses Ergebnis ist ein eindeutiger Auftrag an die VertreterInnen von Politik, Landwirtschaft und Handel“, fasst es Indra Kley, Leiterin des Österreich-Büros von VIER PFOTEN, zusammen. Auch für Elisabeth Sablik vom VGT sind die AkteurInnen nun gefordert. „Die Umfrage hat auch gezeigt, dass zwei Drittel der Bevölkerung nichts über die grausame Praxis der betäubungslosen Ferkelkastration wussten. Man sieht wieder einmal, wie wichtig Aufklärung ist“, so Sablik.Generell gaben 78 Prozent an, dass sie der Leidensdruck der Ferkel bei der Kastration stört. Speziell bei Bio-Betrieben erwarten 87 Prozent eine schmerzfreie Durchführung der Kastration. „Für KonsumentInnen gibt es hier auch kaum eine Wahl. Fast alle Ferkel müssen die schmerzhafte Prozedur erdulden – in der Werbung für Schweinefleisch wird hingegen suggeriert, dass alles Mögliche unternommen wird, um den Tieren Leid und Qualen zu ersparen. Die KonsumentInnen wissen wenig von dem Tierleid, das hinter den oft beschönigenden Werbebildern tatsächlich steckt“, sagt die Wiener Tierschutzombudsfrau Eva Persy.

„Mit ein bisschen Empathie kann man sich vorstellen, dass eine Kastration ohne Betäubung für das Tier unglaubliche Schmerzen bedeuten“, sagt Indra Kley von VIER PFOTEN. Bei der Kastration werden die Hoden mit einer Quetsch-Zange oder einem Skalpell entfernt. Begründet wird der Eingriff damit, dass der Hoden der Schweine ab der Geschlechtsreife Hormone bildet, die bei 1 bis 5 Prozent der Tiere zu einer Beeinträchtigung von Geruch und Geschmack des Fleisches führen können.

Die österreichische Landwirtschaft und der Handel haben bislang stets argumentiert, dass Alternativen zur betäubungslosen Kastration zu teuer wären. Michael Hartl von UNITED CREATURES weist auf Länder wie die Schweiz, Norwegen oder Australien hin: „Dort ist die betäubungslose Kastration verboten, ohne negative Folgen für den Markt. Es geht ja bei den Alternativen nur um wenige Cent pro Kilo Fleisch.“ In Deutschland tritt das Verbot 2019 in Kraft. Große Handelsunternehmen wie die REWE Group und ALDI Nord haben für Deutschland angekündigt, bereits ab Jänner 2017 bei Eigenmarken kein Fleisch mehr von betäubungslos kastrierten Schweinen für den Verkauf zuzulassen. Hartl erklärt, dass die Kastration auch nicht mehr notwendig ist: „Selbstverständlich gibt es Alternativen, die gar keinen chirurgischen Eingriff mehr erfordern.“

Prinzipiell gibt es bei den Alternativen zwei Richtungen: entweder chirurgische Eingriffe mit Betäubung oder die Aufzucht unkastrierter Ferkel, die sowohl als Ebermast als auch mit Immunokastration möglich ist. Die in “Fair Ferkel“ zusammengeschlossenen Organisationen lehnen Eingriffe an Nutztieren, die nicht medizinisch notwendig sind, grundsätzlich ab; daher begrüßen sie generell Alternativen ohne chirurgische Entfernung von Körperteilen.

Gemeinsam ist allen genannten Alternativen, dass sie nicht ohne Kosten umzusetzen sind, was sich in einer Erhöhung des Preises für Schweinefleisch um einige wenige Cent pro Kilo niederschlagen würde.

Das Bündnis „Fair Ferkel“ sieht in diesem Zusammenhang besonders den Lebensmitteleinzelhandel gefordert, diese Kosten über seine Preispolitik abzufedern. Denn mit Fleisch darf kein Preis-Dumping gemacht und der Kampf um Marktanteile nicht auf dem Rücken der LandwirtInnen und Nutztiere ausgetragen werden.

„Fair Ferkel“ wurde gegründet, um Ressourcen gemeinsam und damit effizienter einzusetzen. „Es geht auch darum, die Öffentlichkeit für diese Thematik zu sensibilisieren“, erklärt Harald Hofner, Präsident des Tierschutz-Dachverbands pro-tier. „Um unser Anliegen bekannt und somit verstärkt Druck auf die AkteurInnen zu machen, ist eine Bündelung der Kräfte bzw. eine enge Zusammenarbeit mehrerer Tierschutzorganisationen wichtig“, so Hofner. Ziel von „Fair Ferkel“ ist es, ein Verbot der Kastration von Ferkeln ohne Betäubung per 1.1.2019 zu erwirken.

PRESS KIT:

Umfrage-Präsentation Integral
Stellungnahme VGT/United Creatures/Tierschutzombudsstelle Wien/Vier Pfoten